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Diane Arbus – Revelations

Junger Mann mit Lockenwicklern zu Hause

„Diane Arbus (New York, 1923–1971) hat die Kunst der Fotografie revolutioniert. Mit ihren kühnen Sujets und ihrem fotografischen Zugang schuf sie ein Werk, das in seiner Unverfälschtheit oftmals schockiert. Ihre Gabe, die uns besonders vertraut erscheinenden Dinge in etwas Fremdes zu verwandeln und das Vertraute im Exotischen aufzudecken, erweitert unser Selbstverständnis.“

Vor einigen Tagen besuchte ich die Diane Arbus Austellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin. Irgendwie bin ich mir immer nicht so sicher, was ich von Fotografie halten soll. Ist es wirklich Kunst? Oder hält jemand einfach nur seinen Fotoapparat auf ein Objekt und denkt sich nichts dabei? Vielleicht sind es aber auch nur die natürlichen Zweifel meiner Generation, die mit ihrem Handy alles noch so Wichtige und Unwichtige festhalten und in sekundenschnelle (falls die Verbindung mit 3G mal gut ist) mit der Welt teilen kann.

Junge mit Spielzeug-Handgranate

Ich entschied mich dazu, einen Augenblick länger vor den einzelnen Bildern zu verweilen und zu überlegen, was die Botschaft sein soll. Glücklicherweise ist die Phantasie eines Menschen grenzenlos, sodass ich selbstverständlich unglaublich viel in jedem Bild sehen konnte. Die Frau ohne Kopf, die demzufolge nur auf ihren Körper reduziert wird oder das einzige jüdische Paar in der ganzen Ausstellung, das lacht, während die restlichen 199 Bilder kaum fröhliche Gesichter zeigen, ausgenommen die Aufnahmen der geistig behinderten Menschen. Man kann alles oder nichts sehen in einem Foto. Wahrscheinlich ist auch genau das das Ziel.

Eineiige Zwillinge

Die Ausstellung ist unglaublich umfangreich und nach dem vierten Raum fragt man sich auch, wie viel noch kommen mag. Ich kann mir vorstellen, dass die Fotos in den fünfziger Jahren schockierend waren. So schockierend, dass manch ein Besucher die Bilder sogar anspuckte. Heutzutage gibt es kaum mehr etwas aufzudecken. Um unsere Generation zu schockieren, gehört schon etwas mehr, als Dragqueens zu fotografieren.

Junge mit Strohhut, der darauf wartet, in einer Pro-Kriegsparade mitzumarschieren.

Am Ende der Ausstellung, im „Study-Room“, kann man das Leben der Diane Arbus nochmals nachlesen. Ziemlich umfangreich sind die letzten beiden Räume gestaltet, in welchen man handschriftliche Notizen, private Bilder und Geschichten von Diane und ihrer Familie finden kann. Eine tolle Idee, den Besucher durch das Leben der Fotografin zu führen. Für meinen Geschmack jedoch zu viel des Guten. Zum Schluss einer so großen Ausstellung ist die Konzentration nicht mehr gut genug, um sich noch dermaßen viele Informationen durchlesen zu können.

Diane Arbus

Auch wenn ich den Umfang der Arbeiten und manch ein Foto beeindruckend fand, behalte ich meine Zweifel an der Kunst der Fotografie. Die Ausstellung läuft noch bis 23. September im Martin-Gropius-Bau (Öffnungszeiten: Mi – Mo 10 – 19 Uhr).

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